Neue Klimaautomatik im Fahrzeugsitz erhöht den Komfort
Autor: Michael Götze, Key Account Manager Automotive at Sensirion
Von der Mehrzonenklimaanlage bis zur Türverriegelung - immer mehr Fahrzeugfunktionen werden automatisiert. Sensirion treibt diese Entwicklung weiter und entwickelt die Klimaautomatik für den Fahrzeugsitz. Neuste Feuchte- und Temperatursensoren ermöglichen die Umsetzung und setzten neue Massstäbe hinsichtlich Komfort, Sicherheit und Energieverbrauch.

Steigt man in ein Fahrzeug ein, führt häufig einer der ersten Handgriffe zur Klimaanlage. Ob zu heiss oder zu kalt, der Mensch möchte das Klima im Auto nach seinem persönlichen Empfinden steuern. Grundsätzlich nimmt man Wärme oder Kälte jedoch immer zu spät wahr, das heisst, erst wenn man bereits schwitzt oder friert. Daher eignet sich der Mensch nur begrenzt zur Regelung des Innenraumklimas. Ebenso verhält es sich bei Autositzen mit Belüftungssystemen - dem Klimasitz. Hier lassen sich die Sitzfläche und Lehne über die Sitzklimatisierung kühlen. Für die optimale Belüftung sorgen Ventilatoren, welche die Luft durch den Sitz befördern und so die Temperatur der Oberfläche des Sitzes auf Wunsch anpassen. Über Luftkanäle in den Sitzpolstern werden Feuchtigkeit und Wärme abtransportiert, so dass die Fahrgäste weniger schwitzen und ein ausgewogenes Sitzklima entsteht. Solche Belüftungssysteme lassen sich bisher nur manuell zuschalten. Wie bei der Innenraumklimaanlage regelt der Mensch aber auch hier zu spät die Temperatur. Speziell wenn man länger unterwegs ist, macht sich ein verzögertes Einschalten wie auch das zu lange Laufenlassen der Klimaanlage unangenehm auf der Sitzfläche bemerkbar. Die Lösung bietet die Klimaautomatik im Fahrzeugsitz. Bisher war die Sensortechnologie noch nicht soweit fortgeschritten, so dass kein Sensor existierte, welcher Temperatur und Feuchte schnell und präzise misst und dabei so klein ist, dass er vom Fahrgast im Fahrzeugsitz nicht als störend wahrgenommen wird. Sensirion hat nun das fehlende Schlüsselelement entwickelt.
Eine Klimaautomatik im Fahrzeugsitz hat das Ziel, die Feuchte und Temperatur auf der Sitzfläche und in der Rückenlehne permanent zu messen und so dessen Heizung und Belüftung automatisch zu regeln. Dafür werden mehrere Sensoren in den Fahrzeugsitz integriert, welche die Daten zur automatischen Regelung liefern. Die individuelle Klimaregulierung erfolgt dabei entlang eines vordefinierten Wohlfühlbereiches. Manuelles Ein- oder Ausschalten wie auch ein Nachjustieren durch den Menschen wird überflüssig - integrierte Feuchte- und Temperatursensoren übernehmen diese Aufgabe. Der Wohlfühlbereich mit einer automatischen Regulierung des Klimasitzes wird also nicht mehr verlassen. Bei der manuellen Regelung wird das Sitzklima immer erst angepasst, wenn die Komfort-Zone bereits verlassen wurde. Durch eine automatische Regelung eines Klimasitzes wird der Komfort des Passagiers gesteigert.
Technische Umsetzung

Die neusten Sensoren gewährleisten sehr kurze Reaktionszeiten bei der Messung von Feuchte und Temperatur und verfügen über ein sehr kleines Package. Ihre kompakte Baugrösse von wenigen Millimetern ermöglicht eine problemlose Integration in die Sitzstruktur. Sie messen direkt beim Autobenutzer und schaffen die Basis für ein angenehmes Wohlgefühl, welches durch eine stufenlose Steuerung von Sitzbelüftung und Sitzheizung realisiert wird.
Die neuste Generation von Sensoren besitzt eine sehr gute Performance, welche die Feuchte und Temperatur direkt an der Sitzoberfläche messen - dies geschieht durch perforiertes Leder oder Textilbezüge. Die damit gewonnenen Daten bilden die Grundlage für einen Regelkreis, bei welchem Heizmatte und Sitzbelüftung automatisch und stufenlos angesteuert werden. Zusätzliche Prozessoptimierungen, wie etwa der Einbezug von Parametern der Klimaanlage, optimieren das Wohlfühlklima auf der Sitzfläche weiter. Fliessen die Messdaten des Sitzklimas in das Gesamtsystem der Klimaanlage ein, ermöglicht dies eine effizientere Steuerung der Klimaanlage. Befindet sich Temperatur und Feuchtigkeit auf dem Sitz im Wohlfühlbereich, so muss die Klimaanlage nicht so stark abkühlen oder heizen, da der Fahrer durch den optimal geregelten Klimasitz das gleiche Komfortgefühl empfindet. Dies auch wenn durch die Umgebungstemperatur oder Feuchte die Klimaanlage stärker ansteuern würde.
Sensirion bietet bereits seit mehreren Jahren ganzheitliche Sensorlösungen für den Automobilmarkt an und setzt seine jahrelangen Erfahrungen mit den physikalischen Grössen Feuchte und Temperatur gezielt ein, um den Komfort und die Sicherheit im Automobil zu optimieren und gleichzeitig den Energieverbrauch zu minimieren.
Frühere Sensor-Generationen von Sensirion sind bereits in hohen Stückzahlen in Klimasteuerungen von Fahrzeugen integriert. Im Bereich der "Antifogging-Anwendungen" ist Sensirion Weltmarktführer. Das Unternehmen ist die geforderten Volumen und hohen Qualitätsansprüchen gewohnt. Dass die Klimaautomatik im Fahrzeugsitz nicht nur eine Vision bleibt, dafür sprechen auch erste erfolgreiche Versuche.
Vielversprechende Laborversuche
Sensirion führte verschiedene Versuche mit der "Klimasitzautomatik" durch und die Resultate überzeugten. Untersucht wurden diverse Sensor-Messpositionen. Je nach Lage des Sensors im Sitz wurde die Reaktionszeit, das Package sowie der Verbau in einem Serienprodukt bewertet. Sind die Sensoren richtig platziert, messen sie die realen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse auf dem Sitz. Diese werden von einem Softwareprogramm weiterverarbeitet, welche die Klimaregelung des Sitzes ansteuert und ihn entweder belüftet oder heizt.
Unter extremen Bedingungen kann mit Hilfe der Sensorik und der Softwaresteuerung das Sitzklima sehr schnell verbessert werden. Bei diversen Ausgangslagen gelang es mit Hilfe der eingebauten Sensoren, den Referenzwert für ein angenehmes Klima auf der Sitzoberfläche innert kürzester Zeit zu ermitteln. Die Sitzbelüftung oder -heizung kann dann aktiviert werden, so dass sich das Klima der Sitzoberfläche sehr schnell in die Nähe des Referenzwertes bewegt. Wurden dann die Feuchtigkeits- und Temperaturverhältnisse im Autoinnenraum verändert - wie etwa durch den Einsatz der Innenraum-Klimaanlage oder durch das Öffnen eines Fensters - passte sich die Klimatisierung des Fahrzeugsitzes innerhalb von wenigen Sekunden automatisch an.
Die Evolution in der Feuchte- und Temperatursensorik
Den ersten Meilenstein in der Sensorik hat Sensirion mit dem weltweit ersten digitalen und vollständig kalibrieten Feuchte- und Temperatursensor bereits vor mehr als einem Jahrzehnt gesetzt. Dieser revolutionierte den damaligen Sensorikmarkt, da solche Sensoren ab diesem Zeitpunkt viel einfacher und mit weniger Know-how auf Kundenseite eingesetzt werden konnten. Zentrale Basis bildete die CMOSens® Technologie. Diese ermöglichte die Verschmelzung von Sensorelement sowie analoger und digitaler Auswertelektronik auf einem winzigen CMOS-Siliziumchip. Vor rund vier Jahren entwickelten die Ingenieure von Sensirion den weltkleinsten Feuchte- und Temperatursensor SHT2x. Dieser wurde seit damals millionenfach in der Automobilbranche eingesetzt. Im Jahr 2012 setzte Sensirion wieder neue Massstäbe, was Grösse, Energieverbrauch, Stückzahlen und den Preis anbelangt. Der neue Sensor war weltweit der Kleinste seiner Klasse. Vor kurzem wurde die Messlatte bei Feuchte und Temperatursensoren nochmals etwas höher gelegt und der erste Chip-Scale-Package-Sensor auf den Markt gebracht. Dieser Sensor eignet sich mit seiner minimalen Grösse von 1.3x0.7x0.6mm speziell für mobile Endgeräte. Die neuste Sensorik-Revolution für den Automobilmarkt wurde mit dem Feuchtesensor SHT3x vergangenen Herbst vorstellen.
Komfort, Sicherheit und eine positive Energiebilanz
Eine Klimaautomatik für den Fahrzeugsitz ist mehr als blosse Spielerei. Sie trägt zum Komfort im Fahrzeug bei, was gerade bei langen Strecken von grosser Bedeutung ist. Vor allem Kraft- und Langstreckenfahrer sind auf ein nach ihren Bedürfnissen abgestimmtes Innenraumklima angewiesen. Darüber hinaus optimiert ein geregeltes Sitzklima auch die Sicherheit, da sich dank der Automatisierung ein manuelles Nachjustieren per Bedienschalter erübrigt. Der Fahrer wird folglich nicht durch die manuelle Steuerung des Klimasitzes abgelenkt und kann sich voll und ganz auf den Strassenverkehr konzentrieren. Grundsätzlich gilt, dass mit einem Fahrzeug, welches über eine Klimaautomatik im Fahrzeugsitz verfügt, der Fahrkomfort sowie die Fahrsicherheit gesteigert und der Energieverbrauch reduziert wird. Einer zeitnahen Einführung der Klimaautomatik für den Fahrzeugsitz steht gemäss Sensirion nichts mehr im Wege.